Anfang der neunziger Jahre hat der Fachbereich Physik ein
Konzeptpapier entwickelt, in dem die strategische Bedeutung der
Nanowissenschaften für den Fachbereich und dessen
längerfristige Entwicklung festgeschrieben wurde. Mit der
beschränkten Zahl vom damals acht Professoren im Fachbereich
Physik war klar, daß es auch längerfristig nicht
möglich sein wird, alle Bereiche der Physik gleichermaßen
abzudecken. Auf der anderen Seite wurde von den Verfassern der
damaligen Studie erkannt, daß eine Fokussierung des Fachbereichs
auf einen aktuellen Themenbereich mit langfristigen Perspektiven
für die weitere Entwicklung der Physik in Linz, und damit auch
der TNF, große Vorteile bringen würde. Aufgrund der damals
in Linz vertretenen Gebiete der Physik wurde rasch klar, daß der
sich gerade erst abzeichnende Themenkomplex Nanoscience and
-technology nicht nur das notwendige Zukunftspotential aufweist
sondern auch mit den meisten der bereits in Linz bearbeiteten
Forschungsgebiete kompatibel war.
Bereits damals war die vorhandene Palette von Themengebieten und
Untersuchungsmethoden mit Bezug auf die gerade erst aufkeimenden
Nanowissenschaften beachtlich: So wurden an den Instituten für
Halbleiter- und Festkörperphysik Halbleiterhetero- und
-nanostrukturen hergestellt, strukturiert und charakterisiert, wobei
sowohl der Top-Down- als auch der Bottom-Up-Approach verfolgt
wurde. Am Institut für Angewandte Physik wurden
Strukturierungsmethoden mit Lasern untersucht, mit denen
beispielsweise nm dicke Filme komplexer organischer Strukturen intakt
abgeschieden werden. In der Biophysik wurden mit mehreren
fortgeschrittenen Analysemethoden der Physik Funktionsgruppen auf
lebenden Zellen untersucht und somit experimenteller Zugang zu den
biologischen Bottom-Up-Systemen gesucht. In der Atom- und Kernphysik
wurden bereits damals oberflächenphysikalische Meßmethoden
verwendet, und im Bereich Theoretische Physik gab es mehrere
Anknüpfungspunkte und Kooperation zu den wissenschaftlichen
Themen der experimentellen Gruppen.
Entsprechend der vorhandenen Themenvielfalt auf dem Gebiet der
Nanowissenschaften waren schnell gemeinsame Interessensbereiche,
Kooperationsmöglichkeiten und Synergien ausgemacht, und es wurden
Strategien erarbeitet, wie man durch Neubesetzungen freiwerdender
Lehrstühle und gemeinsame Infrastrukturmaßnahmen zu einer
engeren Vernetzung und Schwerpunktbildung im Fachbereich Physik kommen
kann.
Bei der Anfang der neunziger Jahre erfolgten Evaluierung
des Fachbereichs Physik wurde das Nano-Konzeptpapier sehr positiv
beurteilt. Es diente in den Folgejahren als Richtlinie für
mehrere Nach- und Neubesetzungen und wurde auch bezüglich der
erstellten Infrastrukturpläne in zahlreichen Punkten nach und
nach umgesetzt. Daneben erfolgten aber auch in anderen Fachbereichen
eine Weichenstellungen in Richtung Nanoscience and -technology, die im
Verlauf der neunziger Jahre zur Ansammlung der jetzt in Linz
vorhandenen Expertise auf diesem Gebiet geführt hat.
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